Vulkanausbruch auf Fogo – Zweiter Tag (24.11.2014)

Am Morgen des 24. Novembers 2014 wird ziemlich schnell klar, dass der Vulkanausbruch wesentlich heftiger ist, als der Ausbruch von 1995.

Die Lava bewegt sich mit einer ungefähren Geschwindigkeit von 35m/h in Richtung Sede do Parque Natural do Fogo, dem erst im März eingeweihten neuen Zentrum des Naturparks.

Da schon zu diesem Zeitpunkt abzusehen ist, dass das Zentrum der Lava zum Opfer fallen wird, beginnen vor Ort befindlichen Personen damit, alles aus dem Zentrum zu schaffen, was nicht niet- und nagelfest ist. Angefangen bei den Möbeln hin zu Türen, Fenstern und Photovoltaik-Anlagen.

In den Medien wird von “Vandalismus” gesprochen, auf privaten Videos hört man die Menschen allerdings rufen “Es ist unser Zentrum, lasst uns unser Zeug daraus holen!” In Anbetracht der Tatsache, dass das Gebäude dann in der Nacht von Lava umschlossen wird, keine sooo schlechte Idee, wie ich finde. Aber ja, ich verstehe, dass dieser anarchische Akt nicht auf viel Zuspruch stößt.

Im Verlauf des Tages wird die Evakuierung als erfolgreich abgeschlossen gemeldet, der größte Teil unsere Freunde und Bekannten im Chã widersetzen sich aber und bleiben vor Ort, insgesamt sind dies ca. 300 Menschen. Wir wissen nicht so recht, wie wir das finden sollen. Wir können es verstehen, aber wir sind besorgt.

4,5 km hohe Wolke über Fogo. Blick von Tarrafal (Santiago) auf Fogo. Foto: Christian Fu Müller

4,5 km hohe Wolke über Fogo. Blick von Tarrafal (Santiago) auf Fogo. Foto: Christian Fu Müller

Der internationale Flugraum über Fogo ist nun nicht mehr passierbar, Flüge werden umgeleitet. Die Wolke über Fogo ist gut 4,5 Kilometer hoch, wir sehen sie sehr gut von Santiago aus.

Vulkanologen sagen, dass es kaum präzise vorherzusehen sei, wie lange der Ausbruch dauern werde, aber man müsse mindestens mit einem Monat rechnen.

Dadurch, dass die Hauptstraße zerstört ist, und auch ein provisorischer Alternativ-Weg von Lava überdeckt wird, besteht nun nur noch die Möglichkeit zu Fuß aus dem Kessel zu kommen.

Das Dorf Portela ist ebenfalls durch den Lavafluss bedroht, am Abend werden erste Häuser zerstört, große Anbauflächen sind ebenfalls betroffen. Die Gesamtsituation verschärft sich zudem, als sich ein weiterer Schlund öffnet, aus dem Lava kommt, was die Lavamenge stark erhöht.

In der Nacht fällt dann durch die Vulkanaktivität die Stromversorgung auf der gesamten Insel Fogo aus, die Leute sitzen im Dunkeln.

Menschen sind bisher nicht zu Schaden gekommen – und das ist bei Weitem das Wichtigste!

Hier einige sehr eindrucksvolle Aufnahmen vom 24.11.2014

Christian Fu Mueller

Christian Fu Mueller

Seit über 12 Jahren entdecke ich die Kapverdischen Inseln immer wieder neu. Im März 2007 bin ich ganz nach Kapverden gezogen um hier zu leben und zu arbeiten. (+)

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2 Antworten

  1. Margit sagt:

    Hallo Christian, danke für Ihre Beiträge. Ich war im Februar auf den Südinseln Santiago, Fogo und Brava wandern, u.a auch zwei Nächte in Portelo. Hier waren wir im Gebiet des Pico Pequeno wandern, haben den leckeren Wein genossen und abends bei life Musik getanzt und haben am nächsten Morgen den Pico de Fogo bestiegen. Die Natur und ihre Macht hat mich so ergriffen, dass ich gestern zitterte, als ich von dem Ausbruch las. Ich hoffe, die Menschen in der Caldera sind in Sicherheit und wünsche ihnen alles Gute und eine alsbaldige Rückkehr in ihre Heimat. Margit

  2. Marc Szeglat sagt:

    Hallo Christian, vielen Dank für deine ausführlichen Berichte hier. Ich bin Videojournalist mit dem Spezialgebiet Vulkanismus und würde am Freitag gerne zum Fogo reisen. Es wäre toll, wenn du mir ein paar Tipps geben könntest. Weist du, ob die Fähre von Santiago nach Fogo am Samstag fährt und ob eine Pressestelle eingerichtet wurde, bzw. ob man sich eine Sondergenehmigung besorgen kann, um die Caldera zu betreten? Für deine Hilfe wäre ich sehr dankbar.

    Besten Gruß aus dem herbstlichen Deutschland, Marc